Halbmarathon und menscheln

Als ich vor 8 Tagen den Halbmarathon Dresden lief und sich meine Bronchitis ankündigte und ich bei Kilometer 19 kaum noch konnte und fast kotzen musste, tippte mich ein Typ an und sagte „fast geschafft“.

Der Trainingsblock war furchtbar durchwachsen: Erstens war ich „zu lange“ im Urlaub, zweitens kämpfte ich gegen ein Läuferknie, drittens blieben mir nur 6 Wochen, um mich auf einen schnellen Tag vorzubereiten. Zielzeit war klar: Alles unter zwei Stunden ist A-Ziel. Am besten 1:53:00. Retrospektiv wäre das wahrscheinlich zu schaffen gewesen. Warum ich dann doch „nur“ bei 1:56:44 ins Ziel gelaufen bin, lässt sich mit allerlei Ausreden und Entschuldigungen begründen. Aber das ist alles unwichtig. Wichtig war auch nicht anzukommen, oder besonders sauber zu laufen, oder die Pace zu halten.

Wichtig war jeder Moment vom Start bis zum Ziel des Laufs. All die kurzen Augenblicke, für die ich dankbar bin:

  • Mein Vater, der mich unnötigerweise in die Stadt brachte
  • Das Kennenlernen von zwei Briten (80 & 74 Jahre alt) die durch Europa reisen und Halbmarathons laufen
  • Freunde vor dem Start treffen, die ganz unterschiedliche Ziele haben und sich gegenseitig Glück wünschen
  • Zig freiwillige sehen, die einem Wasser und Essen auf der Strecke reichen
  • Unzählige Kids, die High-Fiven wollen
  • 4 Teilnehmer, die Ihre eigene Musik dabei hatten und zu andere Läufer mitzogen
  • Bergauf die Qual genießen
  • Bergab laufen lassen
  • Donnernde Trommeln im Tunnel
  • Schöne Aussichten auf Stadt und Elbe
  • Bei der Kraft-Cheering-Zone genau in den Drop hineinlaufen
  • Die Ruhe und das Klackern der teuren Schuhe auf dem Elberadweg
  • Jemanden schnelles überholen
  • Freunde am Rand sehen
  • Das Gel, was inkompatibel mit meinem Magen ist, drin behalten
  • Trotzdem weiterlaufen
  • Nicht pinkeln müssen
  • Mal kurz ohne schlechtes Gewissen langsam gehen
  • Das Finish durch die volle Altstadt
  • Der Typ, der dir kurz vorm Schluss sagt: „gleich geschafft“.
  • Eine alberne Medaille bekommen
  • Ein Bier trinken
  • Stolz Fotos machen
  • Stolz sein auf all die Menschen, die nach einem kommen, sich ins Ziel quälen und so so so stark sind
  • Strava Post!
  • Kostenlos Öffis fahren
  • Heiß Duschen

Laufevents machen süchtig. Wir sehen uns beim Hamburg Marathon 2025 und allem was dazwischen kommt.


Eine halbe Sache

Hella Halbmarathon ist geschafft. Nach 12 Wochen Training bin ich in 2:00:04 ins Ziel gelaufen. Ziemlich verrückt. Wahrscheinlich ist die Teilnahme das erste Mal, dass ich mich wochenlang stur auf eine Sache konzentriert habe. Spannend wie spät ich es in meinem Leben lerne an etwas dran zu bleiben und am Ende erfolgreich zu sein. Ein anderer Mensch, fänd es traurig. Ich finde es toll mit 37 noch echte Fortschritte zu machen und wortwörtlich, als auch im übertragenen Sinne, in Bewegung zu bleiben.

Jetzt geht es weiter. In 11 Wochen ist der Dresden-Marathon bei dem ich erneut die Halbmarathondistanz angehe. Der neue Trainingsplan ist deutlich schwerer. Vielleicht habe ich mir etwas viel vorgenommen. Zielzeit: Sub 1:55:00.

Ich bin stolz auf mich.


Scheiße wurde real

Nächste Woche ist der Erste Lauftrainingsblock meines Lebens vorbei. Endlich. Natürlich wurde vieles besser: Meine Recovery-Zeit, mein Schlaf, mein VO2Max, meine Frühstückstrategie und vor allem auch meine Technik. Aber mit ansteigendem Volumen stiegen auch die Intensitäten der Läufe. Jetzt bin ich im Taper und aus Gründen die ich bisher noch nicht verstehe fühlt sich das richtig ätzend an (was es auch soll?!).

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Von wegen motiviert

Ich sehe oft Menschen Posten, dass Sie es hassen gerade Sport zu treiben. Schwitzendes Gesicht, im Hintergrund zieht die Umwelt vorbei und drunter steht: Laufen ist scheiße.

Versteh ich irgendwie nicht.

Man man ja auch was anderes machen. Zum beispiel Rad fahren. Oder Pumpen. Oder einfach gar nix. Es zwingt einen ja keiner.

Zumal finde ich das Laufen ganz schnell, ganz geil wird.

Vor ein paar Jahren war mir Joggen auch immer zu albern, besonders in meiner Rennrad-Masterrace Zeit. Warum hätte ich mich damit abmühen sollen zu Fuß Sport zu machen? Man verletzt sich ständig und wenn man Muskelkater hat, hat man ihn am ganzen Körper.

Aber im gegensatz zu vielen anderen Freizeitbeschäftigungen mache ich beim Laufen am schnellsten Fortschritte. Jeder zweite Lauf fühlt sich derzeit SO viel einfacher an, als der vorherige. Wenn es beim Intervalltraining dann doch mal in den Waden zieht, geht es mir um so schneller wieder besser. Außerdem muss ich mich nicht stundenlang anziehen und das Material einsatzbereit machen. Schuhe an und los ist theoretisch möglich und wird auch von milionen Menschen täglich gelebt.

Zugegebenermaßen habe ich letzte Woche das gegenteil gemacht und 2 weitere Laufshorts und Shirts gekauft. Braucht keine Sau, aber gutes Equipment hilft durchaus dabei, den Long Run etwas mehr genießen zu können. Schließlich ist man auch schneller wenn man weiß dass man gut aussieht.

Alles in allem geht es also gut Voran. Ich hab keine Ahnung was ich wiege, ist auch nicht so wichtig. Ich werde langsam schneller und freue mich auf die Tage an denen Laufen im Plan steht.

Wer Fortschritt sehen will folgt mir hier. Noch 73 Tage bis zum Hella Halbmarathon.


Update aus der Sportblase

Derzeit läufts. hehe.

Pläne sind geschmiedet und Laufanmeldungen abgeschlossen. Der Trainingsplan wurde auf das neue Ziel gesetzt. Halbmarathon am 30. Juni in Hamburg. Nach einer sehr langen Krankheitspause im Dezember und Januar, fiel es mir nicht allzu leicht wieder in die Schuhe zu steigen. Oft habe ich auf besseres Wetter gehofft oder andere non-Probleme vorgeschoben. Heute war ich das erste mal seit Wochen wieder im (Niesel-)Regen laufen. Ich kann das übrigens jede:m empfehlen: Wenn man sich aufrafft bei Kaiserwetter Sport zu treiben ist das schön, wenn man sich aufrafft es trotz widriger Bedingungen zu tun, ist das (für mich) befreiend.

Ansonsten kann man sagen, dass der kleine Sinneswandel Ende 2023 noch wirkt. Ich fühle mich insgesamt etwas besser, ausgeglichener und versuche auch, wieder etwas weniger stressige Dinge zu tun. Instagram ist deinstalliert so dass ich hier weniger schlechte Zeit verbringe. Ich höre hier mal ein Hörbuch und verbringe da mal eine Mittagspause mit Lesen. Das Training mit Hund läuft strukturierter und meine Arbeitszeit (die ich perspektivisch verkürze) wird ab und zu ver-pomodorod.

Ich frage mich immer noch oft, wohin das führen soll, und weiß eigentlich genau, dass das der falsche Ansatz ist. Ab und zu zurückzuschauen hilft mir zu spüren, dass sich die Gesamtsituation verbessert.

Soweit meine Gedanken dieser Tage.


Letzte Chance

Meine Ambitionen sehen eigentlich wenig beeindruckend aus. Ich bin gern kreativ. Allein in meiner Höhle – frei von Zwang und Druck. Jedoch komme ich damit nicht sehr weit. Daran erkenne ich gut, wie sehr ich mir selbst im Weg stehe. Das Potenzial ist vorhanden. Wer denkt, dass das gut ist, hat den Begriff nicht verstanden. Die inspirierendsten Menschen sagen mir, dass Handeln besser ist als abzuwarten. Theoretisch gibt es auch fast nie Gründe, sich von Eventualitäten behindern zu lassen. Wenn man nachfragt, weiß das auch fast jeder Mensch. Diejenigen, die diesen Fakt fühlen, sind die Produktiven; die effizienten Menschen. Auch ohne getrieben zu sein.

Letztes Jahr spürte ich das sehr gut, als ich mich auf meinen Hintern setzte und wieder freie Zeit für Musik verwendete. Jetzt muss ich mit meinem Körper weitermachen. Meine Altersgenossen witzeln gern über den physischen Verfall. Das ist auch sehr amüsant, aber genau so ist es auch potenziell deprimierend. Wenn man zu lange darüber nachdenkt, dass ich ständig Rückenschmerzen habe, fühle ich mich sehr unwohl. Es ist also Zeit, etwas zu ändern, ob ich will oder nicht, denn ich muss. Je länger ich mich damit zufrieden gebe, dass ich älter werde, gebrechlicher, fauler werde – umso schwerer wird es, etwas dagegen zu tun.

Wenn ich bereits krank bin, ist es zu spät, gesund zu bleiben.

Ich lebe nicht völlig ungesund: Ich rauche nicht mehr. Trinke weniger regelmäßig und bewusster. Bewege mich schon wegen des Hundes viel mehr als ich es zuvor musste, esse oft frisch und selbst gekocht. Das reicht jedoch nicht aus, deshalb muss ich diese Chance nutzen, denn es ist meine letzte.

Motivation kommt im Moment, und durch Regelmäßigkeit normalisiere ich, wie oft ich diese Momente habe. Wenn ich mich jetzt umgewöhne, habe ich die Chance, etwas Grundlegendes zu verändern. Und wenn ich dadurch auch noch gesünder werde, habe ich nichts zu verlieren. Ich möchte das noch einmal wie in einem TED Talk betonen: Ich habe JETZT die Energie, etwas zu tun, also muss ich es auch JETZT umsetzen. Ich habe viele schlechte Ausreden. Diese funktionieren jedoch nur so lange, wie ich es noch nicht zu meiner Gewohnheit gemacht habe, anders auf diese Ausreden zu reagieren. Denn momentan ist das „Ja, aber…“ bevor ich mich aus dem Bett quälen kann, noch deutlich stärker als das „let’s go“. Das ist mein Tipp an meine wenig ambitionierten Leidensgenossen: Handeln (egal was) und zwar jetzt! Morgen ist es wahrscheinlich zu spät, denn mit jedem Tag, den ich mich damit abfinde, schlecht zu altern, wächst auch die Gewissheit, dass ich unglücklich bleibe.

In all dem Schrecken, der gerade unsere Welt dominiert, ist es umso wichtiger, uns selbst nicht aufzugeben. Wenn ich nicht mehr an mir arbeiten will, werde ich keine positive Energie für meine Mitmenschen erzeugen. Wenn ich mich selbst aufgebe, gebe ich auch meine Umwelt auf. Egal ob im Sport, im Lernen neuer Fähigkeiten oder in meinen Möglichkeiten, mich einer sich permanent wandelnden Gesellschaft anzupassen.


The Work

On April 19th 2022 I had the wonderful privilege of watching Mena and Nils‘ dog while they went out for the night. Aside from cuddles and good sushi, I also was allowed to fiddle around with Nils‘ music hardware. But I immediately became overwhelmed with the Elektron-Workflow, since I never really dug into these machines. I also became very frustrated with myself. It felt like I forgot how to make music, how to jam around, how to scribble and finish songs.

It wasn’t the first time I felt like this: After I was really engaged with the music community in 2010 I fell off of the whole thing in a major way. The reasons are still not really clear to me. In the end I think it was a total lack of focus in my life. Dedicating time to a single activity was never my strong suit and there was so much going on, I never felt like I had the time.

That somewhat changed the next day after my hangout session with Nils‘ puppy. I told myself: let’s do this. I was gonna make music almost every day for the next week or two and see If I could get back into the headspace. Weirdly I could.

After a few days programming grooves and making very basic arrangements it came back to me. I started watching countless videos on music production in Ableton, deep dives into mixing and arrangement techniques and sythesizer reviews.

For my birthday some wonderful friends got me a Keystep 37. A few weeks later I got myself a Korg minilogue xd. Seeing Elliot Jay Stocks talk about success gave me the confidence to say: Yes I can be both a designer and a musician. Joining various music production discords gave me a new community and a very understanding girlfriend, who’d watch TV shows with headphones on, gave me the quiet time I needed to work on my mixes.

I was able to make music as much as I could without stressing to much about that I should. I took extended brakes while on holiday and just went on to gaming when I didn’t feel like making music. Also, getting a cute puppy didn’t really help with my free time for the first few weeks, but thats also fine!

Setting goals never works for me. The only thing that keeps me going with a project, is to take every spark of inspiration or motivation I have and use it as immediately as possible. Not letting those moments pass but taking the energy and putting in the work is what helped me.

From April 2022 to December 2022 I saved around 45 Ableton projects. Around 10 I finished as complete tracks. 5 made it onto my new EP „The Work“. It’s me taking stock of those months as I promised myself I would earlier last year. I’m really happy about my progress and I would lie if I said I would make these tracks just for myself.

This music is just as much, if not more for the people to listen and dance to, as it is for my personal enjoyment. I hope you like some of what I produced last year and I’ll be over the moon if 20 people bought my EP on Bandcamp, as that would settle the cost of mastering.

„The Work“ will be out on Bandcamp on the 20th of January and a week later on all major streaming platforms on the 27th.

Thank you.


Master of my own domain

A closeup picture of a curious black bird on a mountain in south tyrol.

I kind of forgot this blog exists. It’s weird. I remember how clever I felt when I came up with the name. I was living in Leipzig and sat on our porch with my roommate. He didn’t really get it but he was nice enough to complement my idea anyways. Tumblr was still a huge deal so I put the whole thing there and only much later was able to afford a URL.

Thinking about how long ago that was and how much has changed over the years, the nostalgia hits really hard. There was a time, when we felt so safe in the internet that we put every thought on to our blogs and tumblrs and lifejournals and MySpace pages. It was therapy. We made new friends. We did put so much trust in these platforms to keep us safe. Then the money came and fucked everything up.

Many were smart enough to recognise the fact that the only space you can control and own, is the one you pay for or at least host „yourself“. I open my blogs today and I am so greatful that everything is still there. My memories are still alive. The brand that owns them is a person. It’s me. The more I think about this, the more I feel like this is much more real than any picture I posted on Instagram or Tweet I ever sent.

Whats next for this website is very uncertain.

When I read some of Katrin’s Posts on Steady, it reminded me of a much better time for the web. We wrote about our feelings and thoughts in more than just a few words and gave our posts a bit more time. When we put real effort into telling people about our grand ideas. Even the really shitty ones. I’m not going to promise any continuity or value. As I accept that I love to hear myself talk and I overestimate the value of my thoughts, I find this safe space in the little corner of a web that we hold so close to our hearts. I know that every thought we put out has value and we should be proud of that.

Especially on our own spaces where we are in control.


Hipster-Guide to baking Pizza

Reminiscent of ye olde hipster guides to stuff surrounding film photography by André Duhme and me, I will now tell you and your line drawn tattoos about pizza. The amazing, filling, glutenous, beautiful, Italian (New Yorkian) dish that will not only feed you but will make you think that you should stop shooting film and invest all your money into an artisan pizza place.
If you’re unsure if you actually want Pizza, watch a few episodes of „The Pizza Show„. You’re hungry now? Great. This recipe will give you two beautiful pizzas.

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For the love of cycling

I hate sports. Its exhausting, dumb, bro-tastic. It’s annoying to watch and stupid to do. Earlier in 2017 I decided to do something stupid: „I want to ride from Berlin to Dresden in a day.“ Why would I do that: because I hate sports, but I absolutely adore cycling.

The steel monster at BER

I always rode a bike. As a kid I rode to school until I was 18. Then there was some downtime driving cars. When I moved to Leipzig (and lost my drivers licence – don’t ask) I continued riding bikes. I bought some beat-down crossmachine off eBay for way to much money. A few months later I found my first vintage road bike. It was some 1990s ugly Raleigh that was rotting away in some backyard. I fixed it up and took my first test spin around the block and… oh my god, was I in love. I’ve never been so fast, it was so light (pff) and nimble. The thin tires made me feel like I was flying. The first time shifting on the downtube felt suicidal. It was so much fun. Eventually that bike got stolen.
I bought another vintage road bike and ever since then, riding a bike was not only a necessity to get around town, but also gave me a decent amount of exercise. Strava became a fun motivation. Exploring Hamburg and Berlin on two wheels felt perfect.

This year, things changed. I dont know why or what it was that pushed me. I wanted more, than just riding around to and from work. I wanted to ride farther and faster. I rode 40 km, 60 km suddenly, a hundred kilometres. It felt great even though I put almost no effort into it. I rode harder and faster and in some delusional state I decided that I should just go and visit my mother on her birthday. So I bought another waterbottle, a new jersey and rode 177 km from Berlin to Dresden. It crushed me. I never felt so down on energy and strength after I didn’t finish the whole way through. I absolutely overestimated what I could do to my body and didn’t take proper nutritional care of myself. After my father picked me up, 15 km before the finish line, I almost threw up. The next day I never felt better.

Road selfies as an artform

I didnt make it, but I fucking rode one hundred and seventy seven kilometres in a day. For fucks sake. I felt dead but the motivational push after that was amazing.
I rode more. I rode harder. I made new friends, even when it was cold as fuck. I got new and more gear. Cycling is the first thing that really, really makes me want to save some money and finally get a proper bike. I want to gain power, endurance and win all the KOMs. Next year I will do the trip to Dresden again – and return. I want to race the cyclassics in Hamburg and the Velothon in Berlin.

I want to do all that because I hate sports,
but I love cycling.