Nach ein paar Tagen und wenigen tausend Anschlägen auf meiner neuen, uralten Brother Deluxe 220, fühle ich mich bereits dazu berufen ein paar Zeilen zu dieser wirklich sehr, sehr anderen Erfahrung zu schreiben. Ich rechnete durchaus damit, dass das Getippe auf einer Jahrzehnte alten Schreibmaschine etwas besonderes sein würde. Wie viel anders es aber tatsächlich ist merkt man erst, wenn man die ersten 20 bis 30 Zeilen geschrieben hat.
Viele sind der Meinung, dass eine Schreibmaschine einen zu einem besseren Schreiber macht. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass es sich dabei tatsächlich um mehr als einen rein nostalgischen Mythos handelt. Sobald man den ersten Tippfehler macht fällt einem auf, was für eine lausige Attitüde man beim Thema Rechtschreibung an den Tag legt. Jeder Buchstabendreher, jedes klein geschriebene Substantiv und jedes doppelte Leerzeichen fällt sofort und mit einer zerstörerischen Urgewalt ins Gewicht, dass es einem das Herz bricht. Geduld, Ruhe und Konzentration beim Schreiben belohnt die laut hämmernde Maschine dafür doppelt mit einem unvergleichlich organischen Schriftbild und der (teils angsteinflößenden) Gewissheit, dass das eben Getippte sofort real wird.
Dazu kommt die unvergleichliche Haptik die einer Schreibmaschine innewohnt. Das laute, gnadenlose Klackern der winzigen Hämmerchen auf der Gummirolle. Der Wiederstand der hinter den, scheinbar unzerstörbaren, Tasten liegt. Das klare, auf völlige Funktionalität ausgelegte Design der Maschine. Steht meine Brother links von mir auf dem Schreibtisch, so scheint sie nach mir zu schreien. Sie will benutzt werden, wie ein Ferrari der gefahren werden will. Tippen auf ihr ist organisch, ein Event.
Es macht schlichtweg Spaß.
Ich bin mir sicher, dass das auch so bleiben wird. In ein paar Monaten wissen wir mehr.
Dieser Text wurde, wer hätte das gedacht, natürlich auf der genannten Maschine getippt. Einen Scan des Originas findet ihr hier. Google Drive half dann beim OCR Prozess. Wie das geht könnt ihr hier nachlesen.